Nicht summ, summ, summ sondern: Psssst!

Kaum fallen die Blätter und die letzte Blüte schließt sich im kalten Winternebel, gehen auch unsere Bienenvölker in den Winterschlaf. Heute plaudern wir aus dem Nähkästen und lassen in diesem Newsletter einmal die kleinsten Bewohner des Hauses zu Wort kommen.

Seit 2014 ist das Chon-Jie-In Haus Hamburg Heimat einiger Bienenvölker.
In den ersten 3 Jahren bewohnten unsere Bienen selbstgebaute Kisten auf dem Dach. Für die Bienen war der Standort zwar optimal, für die Imker jedoch nicht. Die Kisten vom hohen Dach zu bewegen, war immer wieder ein Abenteuer.

Also planten wir Anfang 2016 den Umzug in schicke Neubauten, sogenannte Imkerbeuten im Baukastenprinzip, die nicht nur den Bienen, sondern auch den Imkern einen deutlich besseren Komfort bieten. Zudem versprechen die neuen Behausungen eine bessere Honigernte.

Doch dann kam der Schock …
Alle drei Völker hatten den Winter nicht überstanden: Mäuse? Milben? Die Witterung? Wir waren ratlos.
Aber wir fingen neu an. Jörg machte sich auf die Suche und fand glücklicherweise jemanden, der uns neue Bienenvölker verkaufte.

Diese drei Völker stellten sich sofort einer neuen Herausforderung: dem lausig, kalten Sommer 2017.
In der Hoffnung, dass die Bienen gut durch den Winter kommen, entnahmen wir keinen Honig. Und so fiel die Ernte in diesem Jahr aus.

Auf den kalten Sommer folgte ein zu warmer Winter. Wird es warm werden die Bienen im Stock aktiv und beginnen mit der Aufzucht der neuen Brut. Diese Aktivität verbraucht Energie, die dem Volk fehlt, wenn es wieder kälter wird. Außerdem kann man, wenn Brut im Stock gezogen wird, keine angemessene Milbenbehandlung durchführen.

Bedauerlicherweise kosteten diese Umstände zwei Völkern das Leben. Doch ein Volk kam gut durch den Winter und entwickelte sich prächtig.

Jetzt kam Jörgs große Stunde: Zum ersten Mal wagte er den Versuch, mit einer fremden Königin das überlebende Volk zu verdoppeln. Wir haben also die anstehende Honigernte 2018 dazu benutzt, um die Bienen in den neuen Stock zu locken.

Hierzu war folgender Trick notwendig: In einem unbeobachteten Moment rückten wir den neuen Stock an die Stelle des alten. Der alte Stock kam daneben. Die ausgeflogenen Bienen wanderten nach ihrer Exkursion in den neuen Stock und blieben dann auch dort.

Vermutliche Gedanken einer Arbeitsbiene:
„Wohn‘ ich hier? Wird schon stimmen!
Sehen ja alle gleich aus diese Neubauten in St. Pauli.
Nebenan wird es bestimmt bald teurer.“

In beiden Stöcken gab es nun Arbeiterinnen und Honigsammlerinnen. Nun standen wir vor der letzten Aufgabe und setzten eine fremde Königin in den neuen Stock. So war es den gewitzten Imkern gelungen, das bestehende Volk zu teilen.

Und die Arbeitsbiene so:
„Hey, wer bist denn du?“
„Die neuen Königin“
„Ach so. Na, war auch echt spät gestern …!“

Dank der vielen Sonne entwickelten sich beide Stöcke bestens, sodass wir über 15 kg Honig ernten konnten.
Bedauerlicherweise war der schon nach einer Woche ausverkauft. Wohl dem, der ein Glas abbekommen hat.
Vielleicht ist ja noch irgendwo ein Löffelchen übrig …

 

Text: Kirsten Rick und Ilka Volz

Fotos: Flower image created by Alexphotos – Freepik.com